Entwicklung «digitaler» Kompetenzen: Leitende Fragestellungen zur Umsetzung

Im Sommer bin ich in einem Beitrag anhand des Fallbeispiels der Schweizerischen Post darauf eingegangen, welche «digitalen» Kompetenzen in Zukunft benötigt werden. Das Fazit damals war, dass mit dem dort vorgestellten Modell ein etwas besseres Verständnis davon gewonnen werden kann, welche Kompetenzen entwickelt werden müssen. Die schwierige Frage aber, wie diese Kompetenzen nun entwickelt werden können, musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Mittlerweile wird genau diese Frage intensiv bearbeitet, weshalb zwar noch keine «Lösung» aber immerhin ein interessanter Zwischenstand berichtet werden kann.

«Kompetenzmodell» für eine digitale Welt

Um diesen Zwischenstand einordnen zu können, soll zuerst noch einmal die im Sommer erarbeitete Grundlage in Erinnerung gerufen werden (vgl. Krapf 2017a). Damals konnte bei der Post in einer Mitarbeitendenbefragung (n>3’000) festgestellt werden, dass die Relevanz der aus der Literatur entnommenen Kompetenzanforderungen im Umgang mit digitalen Tools stark von der Funktion und dem Geschäftsbereich abhängen. Die theoretisch hergeleiteten Kompetenzanforderungen für eine digitale Welt zeigten sich hingegen bereichs- und funktionsübergreifend äquivalent. Aus diesen Erkenntnissen heraus wurde das in Abbildung 1 illustrierte Orientierungsmodell entwickelt.

 

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Abbildung 1: «Kompetenzmodell» für eine digitale Welt

 

Erweiterung des Begriffsverständnisses von «digitalen» Kompetenzen

Bevor das Modell weiterverarbeitet werden konnte, wurde festgestellt, dass die Praxisbedürfnisse bezüglich «digitalen» Kompetenzen über die beiden Aspekte «digitale Tools» und «digitale Welt» hinaus gehen (vgl. Krapf 2017b). Aus diesem Grunde wurde das Begriffsverständnis um drei weitere Aspekte erweitert (vgl. Beitrag sowie Abbildung 2).

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Abbildung 2: Auftragsspektrum zur Entwicklung «digitaler» Kompetenzen

 

Leitende Fragestellungen zur Entwicklung der «digitalen» Kompetenzen

Durch diese Erweiterung entstanden fünf Handlungsfelder, in denen nun «digitale» Kompetenzen entwickelt werden sollen (vgl. gelb markierte Felder in Abbildung 2). Das in Abbildung 1 vorgestellte Modell findet dabei in Form der eruierten Persönlichkeitseigenschaften und Schlüsselkompetenzen auf der normativen Ebene Berücksichtigung.

Für jedes dieser fünf Handlungsfelder sollen nun bis Ende Jahr gemeinsam mit den einzelnen Geschäftsbereiche Lösungs-Prototypen entwickelt werden. Dabei kommt Ende Oktober ein interdisziplinäres Team in einem eintägigen Gestaltungsworkshop zusammen. Mit der Unterstützung eines «Design Thinking Facilitators» werden dabei u.a. folgende Fragestellungen bearbeitet:

  • Wie kann die Personal- und Organisationsentwicklung (PE/OE) die Geschäftsbereiche bei der Entwicklung zweckmässiger Kompetenzziele unterstützen?
  • Wie kann bzw. muss PE/OE die Geschäftsbereiche darin unterstützen, «digitale Kompetenzen» in ihrer Breite und Tiefe regelmässig zu thematisieren und reflektieren?
  • Wie kann PE/OE sicherstellen, dass bei der Massnahmenentwicklung bereichsübergreifende Synergien erschlossen werden?
  • Wie kann PE/OE verhindern, dass für (quasi-)identische Kompetenzziele in den Geschäftsbereichen redundante Massnahmen entwickelt werden?
  • Wie wird sichergestellt, dass nur dort Massnahmen umgesetzt werden, wo die MA einen Bedarf haben?
  • Wie wird sichergestellt, dass dort Massnahmen umsetzt werden, wo der Bedarf am grössten ist?
  • Wie wird verhindert, dass durch die Arbeit an den «digitalen» Kompetenzen nicht andere wichtige Kompetenzziele vernachlässigt werden?

 

Fazit und Ausblick

Wie vorgewarnt können noch keine Lösungen präsentiert werden. Die vorgestellten Fragestellungen und die fünf Handlungsfelder zeigen jedoch den Weg auf, wie konkrete Umsetzungsmassnahmen entwickelt werden sollen. Ohnehin scheint diese damit erarbeitete Handlungsstruktur für andere Organisationen vermutlich genauso interessant wie die Vorstellung spezifischer Lösungen. Denn die Beantwortung der leitenden Fragestellungen wird wohl stark kontextabhängig sein und deshalb von Organisation zu Organisation differenzieren. Nichtsdestotrotz werde ich natürlich gerne wieder berichten, sobald ein weiterer Schritt getan ist.

 

Literatur

Krapf, J. (2017a). Welche „Digitalen“ Kompetenzen benötigen wir in Zukunft? Ein Fallbeispiel mit generischem Wert. https://​joel-krapf.com​/​2017/​06/​24/​welche-digitalen-kompetenzen-benoetigen-wir-in-zukunft-ein-fallbeispiel-mit-generischem-wert/​. Zugegriffen 12.10.2017.

Krapf, J. (2017b). Welche Digitalen Kompetenzen brauchen wir? https://​joel-krapf.com​/​2017/​09/​14/​welche-digitalen-kompetenzen-brauchen-wir/​. Zugegriffen 12.10.2017.

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